Als am 06.07.1965 um 0:00 Uhr und 1 Sekunde ein neuer Tag begann, war die Welt noch in Ordnung und die Menschen schliefen friedlich. Aber genau 10 Minuten später war damit Schluss – als ich um 0:10 Uhr das Licht des Kreissaals erblickte, ließ mein Schreien die Erde in und um Neckarsulm erzittern. Das Zeitalter des schwäbischen Türken war angebrochen. Aber ansonsten war ich gesund….
Nachdem ich meine Kindheit und Jugend in Leingarten im Schwobäländle verbracht und danach zum Studieren und Arbeiten einige Klimazonen außerhalb meines Heimatortes ausprobiert hatte, erfuhr ich im Jahr 2003 zufällig, daß die Volksbühne Bad Homburg noch einen Quotentürken suchte und wurde dort vorstellig. Um meine Aufnahmechancen nicht zu gefährden, verschwieg ich selbstverständlich, dass ich schon seit geraumer Zeit als deutscher Staatsbürger eingebürgert und somit technisch gesehen kein Türke mehr war. Und das wissen die bis heute nicht …..
Erste schauspielerische Talente zeigten sich bei mir bereits als Teenager, wenn es darum ging, meine Eltern davon zu überzeugen, dass ich zum Beispiel:
- meine Hausaufgaben bereits gemacht hatte oder
- meine Jeansjacke nur wegen des Qualms in der Kneipe nach Zigaretten stank oder
- sie mir tatsächlich diesen Monat noch kein Taschengeld gegeben hatten
- etc.
Diese wertvollen Erfahrungen waren mir eine große Hilfe bei der Verkörperung meiner bisherigen Rollen bei der Volksbühne.
Das erste Mal stand ich dort als „Edler von Schönbein“ im Weihnachtsmärchen „König Drosselbart“ auf der Bühne. Es folgten weitere kleinere und größere Rollen, manche nahm ich sogar an! So z.B. in der „Komödie im Dunkeln“ und bei „Vier scharfe Richterinnen“.
Was mich am Schauspielen begeistert, ist die Herausforderung und die Möglichkeit, völlig fremde Charaktere darzustellen, sich in andere Personen hineinzuversetzen. Und das möglichst überzeugend und authentisch, so daß der Zuschauer am Ende zufrieden heimgeht und sich schon auf das nächste Stück freut.
Auch wenn mir in den letzten Jahren berufsbedingt sehr wenig Zeit für das Schauspielen bleibt, so bin ich doch fast regelmäßig Montag abends im Clubheim, um die ganzen anderen Kolleginnen und Kollegen proben zu sehen und wenigstens „von außerhalb“ Theaterluft zu schnuppern. Und außerdem kriegt man sonst nirgendwo gutes Bier in gemütlichem Ambiente unter solch netten Leuten zu solch günstigen Preisen!
Jetzetle, sodele….. ;-)